Dienstag, 20. Dezember 2016

#ww Ein schönes Weihnachtsgeschenk für Jung und Alt: 


Max & Micha Jugendkrimis/Detektivgeschichten! Print und eBook! 
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Der Wolfgangsee bietet die farbige Kulisse für spannende Detektivgeschichten mit den Haupthelden Max und Micha. Die beiden könnten gegensätzlicher kaum sein: Max kommt aus der Großstadt und sucht im Urlaub Aktion und Abenteuer. Micha, Sohn eines Bio-Bauern aus dem Ort, vertraut lieber seinem Verstand - und das mit Erfolg. Kein Wunder, dass er scherzhaft "Junior-Sherlock von St. Wolfgang" genannt wird. 

Die Detektiv-Abenteuer, bei denen der Spaß nicht zu kurz kommt, sind weitgehend gewaltfrei und für Jugendliche geschrieben. Aber auch Erwachsene nehmen die Bücher gern zur Hand: Führen sie doch in ihre Jugend zurück.

Ihr findet die Geschichten im Buchhandel, bei den Verlagen, im Internet (zum Beispiel Amazon) und in meinem Autorenshop! Die Fälle 5 - 10 gibt es auch als Kindle-eBook.
Viel Spaß beim Lesen!

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Montag, 3. November 2014

Auf der Suche nach dem verschwundenen Mädchen - Eine Leseprobe

NEUERSCHEINUNG!
Max und Micha - AUF DER SUCHE NACH DEM VERSCHWUNDENEN MÄDCHEN!

.Das bislang spektakulärste Abenteuer der Junior-Detektive Max und Micha. Im Sommer 1997 finden sie in einer Höhle in der Dittelbachschlucht in der Nähe eines keltischen Heiligtum den Hilferuf eines kleinen Mädchens, von dem sie vermuten, dass es aus Osteuropa verschleppt wurde. Während Micha in Rumänien Nachforschungen anstellt, bekommt es Max in St. Wolfgang mit Mädchenhändlern und Schmuggler zu tun. Erst spät bemerken die Jungen, dass die Sache auch einen politischen Hintergrund hat, der bis nach Rumänien reicht und zur Rückkehr des abgesetzten Königs Michael führt.

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Leseprobe:

Kapitel 1: Ein großes Geheimnis
»Kannst du den Mund halten, wenn es wichtig ist?«
Die Jungen standen auf einer schmalen Holzbrücke in der Schlucht

des Dittelbaches und schauten auf die schäumende Flut, die über zwei Stufen in ein Becken hinunterstürzte. Vom linken Rand kam in einer Rinne weiteres Wasser herab, das sich unten mit dem Bach vereinigte und dann hinter einem Felsen verschwand.
Micha Bestmann, vierzehn Jahre alt, mit dunklem Haar und klugen Augen, sah seinen Begleiter prüfend an.
»Warum fragst du?« Max von Denker blickte erstaunt auf. Obgleich einige Monate jünger, wirkte er, groß, blond und stämmig, weit erwachsener als sein Freund. Er hätte glatt sein großer Bruder sein können.
Sie waren mit ihren Fahrrädern bis zum Waldrand gefahren und dann zu Fuß in die Schlucht hinabgestiegen. Micha hatte sich über das Ziel ihres Ausflugs in Schweigen gehüllt und mit geheimnisvollen Andeutungen begnügt. Zunächst aber hatten sie eine seltsame Begegnung.
Auf der Holzbrücke stand ein kleiner Mann, der trotz des sonnigen Wetters einen schwarzen Regenmantel anhatte und eine Baskenmütze trug. Er starrte auf das Wasser hinab, als könne er dadurch die Rätsel der Welt lösen.
»Das ist was für Lebensmüde«, äußerte Max, als sie ebenfalls Halt machten und hinuntersahen.
Micha nickte. Er war aus dem Ort und wusste Bescheid. »Vor kurzem hat ́s hier wirklich an Unfall geben«, sagte er im Dialekt. »A Holzknecht ist in den Bach g ́fallen. Das Wasser hat ihn die Klippen - abig ́rissen. Das war ́s dann. Er ist weiter unten tot g ́funden worden.«
Der Mann neben ihnen sah auf und kämpfte mit sich, ob er sich einmischen sollte. Schließlich äußerte er leise, so als spräche er mit sich selbst: »Ich habe das anders gehört.« Mehr wollte er wohl nicht sagen, denn er schaute wieder aufs Wasser. Aber irgendwas drängte ihn, doch noch hinzuzufügen: »In der Schlucht soll es nicht geheuer sein.«
Die Jungen sahen ihn erstaunt an. Als er erkannte, dass er eine Erklärung schuldig war, fuhr er stockend fort: »Man erzählt von ... seltsamen Geisterprozessionen, ... die einmal im Monat nachts bachaufwärts schreiten, ... wo sie um Mitternacht ... an einem geheimen Ort ... unheilvolle Rituale vollziehen. Der Holzknecht ist mit dem Tode bestraft worden, ... weil er das Treiben belauscht hat.«
»Dummes Gerede und Aberglaube.« Micha lachte verächtlich. »Die Leute können nicht anders, als hinter jedem Unfall ein übernatürliches Ereignis zu vermuten.«
»Ich wollte, es wäre so«, erwiderte der Kleine. »Der Holzknecht ist nicht das einzige Opfer geblieben. In der Schlottermühle hinter uns ist ein Kellner verschwunden, der ebenfalls dem Spuk nachgehen wollte.«
»Bestimmte Vorfälle häufen sich eben«, sagte Micha, »besonders wenn sie die gleiche Ursache haben. Hier offenbar die Dunkelheit.«
»Das habe ich auch zuerst gedacht.« Der Fremde musterte die Jungen unruhig, als sei er sich nicht sicher, wie viel er noch erzählen solle. Schließlich sprach er zögernd weiter: »Ich wollte die Gerüchte überprüfen und ... hätte beinahe das gleiche Schicksal erlitten.«
»Aber Sie haben`s überlebt«, äußerte Micha gleichmütig. Man sah ihm an, dass er die Sache nicht ernst nahm. Max dagegen wollte es genauer wissen. »Was ist passiert?«, erkundigte er sich neugierig.
»Es ist neun Tage her, es war Sabbat, die Nacht des Hexenspuks«, berichtete der Kleine. »Da waren gegen Mitternacht Lichter in der Klamm hinter der Mühle. Als ich ihnen nachgegangen bin, hat mich eine Gestalt mit rotglühenden Augen angesprungen. So groß und breit wie ein Kalb. Ich bin rücklings in den Bach gestürzt. Zum Glück haben mich Sträucher aufgefangen, sodass ich mit Abschürfungen und Prellungen davongekommen bin. Nicht anders wird es dem armen Holzknecht ergangen sein; nur dass er nicht so einen Mordsdusel hatte.«
»Was war das für ein Tier?«, fragte Max neugierig.
Der Kleine wiegte bedächtig den Kopf. »Keiner aus der Umgebung will darüber sprechen«, erklärte er. »Sie fürchten wohl, dass das Unglück bringt. Ich habe aber herausgebracht, dass es ein magischer Hund ist, der die Versammlung der Geister vor Lauschern schützt. Er taucht ebenso unvermittelt aus dem Nichts auf, wie er plötzlich wieder verschwindet. Wen er berührt, ist verloren. Ein böser Fluch führt dann früher oder später zum Abgang!«
Der Fremde brach ab. Man merkte, dass ihm die Angst in den Knochen steckte. Als er die ungläubigen Gesichter der Jungen sah, rief er heftig: »Ich verstehe, dass ihr Zweifel habt ... Ich selbst würde es allzu gern als Aberglauben abtun ... Aber ich bin der lebende Beweis dafür, dass es nicht so ist. Jedes Mal, wenn ich mich in die Schlucht hineinwage, habe ich ein Unglück. Dabei werden die Unfälle immer gefährlicher: Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis ich mich zu Tode stürze.«
In der Tat hatte der Kleine blaue Flecke sowie offene und verschorfte Wunden an Gesicht und Händen. Er genoss das Mitgefühl, das ihm entgegengebracht wurde, und erklärte dann: »Jetzt muss ich mich hinlegen, da ich mir die ganze Nacht um die Ohren geschlagen habe.«
»Haben Sie noch was entdeckt?«, fragte Max, der gern mehr über die geheimnisvollen Umtriebe erfahren hätte.
»Nein, es war alles ruhig ... Ich habe nicht mal einen Unfall erlitten.« Der Kleine schien fast enttäuscht darüber.
»Sehen Sie!«, sagte Micha. »Es geht also auch ohne.«
Der Fremde verabschiedete sich und wandte sich zum Gehen. Dabei stolperte er über eine Holzschwelle und fiel auf das altersschwache Geländer, das nachgab und sich nach unten neigte. Er wäre ins Wasser gestürzt, wenn nicht die Jungen zugegriffen hätten. »So, jetzt habt ihr ́s selber gesehen!«, rief er fast erfreut. »Es gibt einen Fluch und er wirkt immer noch.« Dann entfernte er sich unbeholfen nach einigen Worten des Dankes.
»Hey, das war ein merkwürdiger Vogel«, lachte Max und bemühte sich, das unheimliche Gefühl abzuschütteln, das ihn bei der Schilderung des Kleinen überfallen hatte.
»Der Mann ist ein Beispiel dafür, wie Aberglaube schadet«, äußerte Micha. »Er ist wohl an den großen Wolfshund geraten, der die Mühle bewacht. Das Tier war natürlich nicht einverstanden, dass sich nachts dort jemand herumtrieb. Es war also ein ganz normaler Vorgang. Aber, ... weil der Kleine an Unglück glaubt, hat er Unglück und wird es weiterhin haben, solange er so denkt. Hier ist nicht der Fluch die Ursache, sondern der Glaube daran ... Wir müssen also unser Vorhaben nicht aufgeben!« Micha setzte das in einem Ton hinzu, als wolle er einen Einwand widerlegen.
Max horchte auf. Das hörte sich fast so an, als wenn die ›Junior-Detektive‹, wie er und Micha scherzhaft genannt wurden, bald wieder im Geschäft wären. Er hatte im letzten Frühjahr Micha geholfen, eine Bande von Trickdieben zu überführen und das Rätsel um ein geheimnisvolles Ufo zu lösen. Damit hatte eine Freundschaft begonnen, die seine Familie und ihn in den Schulferien immer wieder nach St. Wolfgang führ- te. Und regelmäßig konnte sein Freund mit einem neuen Fall aufwarten, der beide an ihre Grenzen brachte. Aber was wäre das Leben ohne Risiko und Abenteuer! Waren die Vorkommnisse in der Schlucht der Grund, weshalb sie hier waren?
Ihm sollte es recht sein. Cynthia war leider nicht erschienen. Er hatte sie im Frühjahr kennen gelernt, als sie mit Tierschützern eine Protestakion durchführte. Anführer war der bärenstarke Xaver gewesen. Er hatte ihn für ihren Freund gehalten. Zu Unrecht, wie sich später herausstellte. Der Kraftprotz mit der sozialen Ader war nämlich ihr Stiefbruder. Nun war nichts aus dem Wiedersehen geworden, auf das er sich schon mona- telang gefreut hatte. Nicht einmal eine kurze Nachricht hatte sie aus St. Pölten geschickt. Oh, die Frauen! Wer kannte sich da schon aus?
Mitten in diese Gedanken kam unvermittelt Michas Frage, ob Max den Mund halten könne. Als er sich nach dem Grund erkundigte, sagte Micha: »Das wirst du gleich sehen. Du musst mir allerdings dein Ehrenwort geben, dass du nicht darüber redest.«
Max fand das wieder einmal reichlich übertrieben. »Was soll das?«, fragte er. »Du weißt, dass auf mich Verlass ist.« Als Micha ihn schweigend ansah, setzte er noch scherzhaft hinzu: »Meine Lippen sind von nun an versiegelt. Ich werde sie nur noch zu den Mahlzeiten öffnen.«
Micha schüttelte missbilligend den Kopf. »Ich will deine Hand darauf. Es geht um was Wichtiges.«
Widerwillig gehorchte Max. Er ließ sich ungern herumkommandieren. Aber seine Neugier war größer.
»Gut, dann schaun wir, dass wir vorankommen!« Micha drehte sich um und wandte sich zum Gehen.
»Wohin willst du? Doch nicht in die Schlucht hinein?!«
»Wie hast du ́s erraten?«, spottete Micha. »Aber, keine Panik ... Wie du gehört hast, kommen die Geister nur einmal im Monat und das des Nachts!«
Hinter der Brücke lagen auf der rechten Seite des Bachs zwei aneinander gebaute Steingebäude mit dunklen Schindeldächern, die Giebel und oberen Stockwerke mit Holz verschalt. Geranien an den Balkonen und Fenstern bemühten sich, den düsteren Eindruck der Bauwerke freundlicher zu gestalten.
»Die Schlottermühle«, erklärte Micha. »Man sagt, dass hier die Pacher gehaust haben, als der Bach noch eine Zollgrenze zwischen dem Fürsterzbistum Salzburg und dem Habsburgerreich gewesen ist.«
Schmuggler! Max war fasziniert. Er sah vermummte Gestalten im Mondschein mit schweren Säcken auf den Schultern den schmalen Weg zur Mühle hinuntersteigen.
»Heute ist sie ein Ausflugslokal, in dem man auch übernachten kann«, fügte Micha hinzu.
»Eigentlich schade«, bemerkte Max. »All die geheimen Keller und Verstecke, die jetzt leer bleiben ...!«
»Wart ́s ab! Du kommst auch so auf deine Kosten!« Micha gab sich weiterhin geheimnisvoll. »Es wird nicht gern gesehen, dass Fremde sich hier herumtreiben«, fuhr er fort, während er einen schmalen Saumpfad betrat, der unmittelbar am Wasser an den Häusern vorbeiführte. »Aber Montag ist Ruhetag. Da kümmert sich niemand um uns. Es bleibt uns wohl auch der Mühlenhund erspart.« Max atmete auf. Er hatte schon von Kindheit an Angst vor Hunden, seit ihn mal eine Bulldogge durch die Straßen gejagt hatte.
Der Weg war gerade so breit, dass er für eine Person Platz bot. Er folgte dem Verlauf des Baches, wobei die Jungen mehrmals Felsstufen zu überwinden hatten. Nach einiger Zeit endete er in einem Felsenkessel, in dessen Rückwand der Bach von oben herunterrauschte, ehe er in eine Steinmulde eintauchte. Wassertropfen spritzten umher; die Luft war feucht und kühl. Micha schien noch nicht am Ziel angekommen zu sein. Er drehte sich um und sagte: »Wir müssen hinüber. Wenn wir geschickt sind, bleiben wir trocken.« Er sprang auf einen flachgeschliffenen Stein und turnte von diesem auf den nächsten und so fort. Max folgte ihm, so gut er konnte. Die Felskuppen waren glitschig. Einmal strauchelte er, konnte sich aber noch halten. Schließlich erreichte auch er das andere Ufer, wo einige natürliche Stufen emporführten.
Dort stieß er auf etwas, das er hier nicht erwartet hatte. Vor einer halbrunden Höhlung in der Felswand ragte eine Steinschale aus dem Boden, die so groß war, dass sie einen Menschen aufnehmen konnte. Eine mystische Stimmung lag über der Szenerie.
»Wohl eine heidnische Kultstätte«, sagte Max schaudernd. »Da wurden sicherlich früher Tier- und Menschenopfer erbracht, um die Götter gnädig zu stimmen!« Er stellte sich vor, wie ein Priester im wal- lenden Gewand den Dolch zückte, während das hilflose Opfer in der Schale nackt und zitternd sein Ende erwartete.
»Ja, vermutlich keltischen Ursprungs«, stimmte Micha zu. »Und heute versammeln sich hier vielleicht die Teufelsanbeter ... Das wäre übrigens eine Erklärung für die ›Geisterprozessionen‹, von denen man im Dorf redet.“
„Dann könnten der Tod des Holzknechts und das Verschwinden des Kellners damit zusammenhängen.« Max bekam eine Gänsehaut. Jäh änderte sich seine Vision: Nun waren es auf einmal schwarzgekleidete Männer mit rot gefärbten Haaren, Masken im Gesicht und Ziegenhörnern auf dem Kopf, die hier eine schwarze Messe zelebrierten und dem Satan ein Opfer brachten. Es kostete ihn einige Anstrengung, sich von dieser Vorstellung zu befreien. - Dann erwachte seine Neugier und er fragte: »Ist das das Geheimnis, das du mir zeigen willst?«
»Da fängt es an! ... Schau, ob dir was auffällt.«
Max tat, wie geheißen; dann schüttelte er den Kopf. »Mir reicht, was ich sehe ... Ist das nicht genug?!«
»Es kommt noch besser!« Micha führte seinen Gefährten ein Stück an der Felswand entlang. Kurz vor dem Wasserfall machte er Halt. Das Gestein war im unteren Bereich nackt und glatt. Er schob einen Felsbrocken beiseite, holte ein Seil aus einem Loch und warf es gekonnt in die Luft. Es blieb gleich beim ersten Mal mit der Schlinge an einem Bäumchen hängen, das in einer Felsspalte wuchs. Micha prüfte, ob es festsaß, stemmte sich dann mit den Füßen gegen den Stein und hangelte sich bis zu einem umlaufenden Sims hinauf. »Jetzt du!«, rief er dann.
»Ich weiß nicht, ob ich das schaffe!«, erwiderte Max beschämt. »Schließlich bin ich kein Eichhörnchen.« Dann fasste er sich aber doch ein Herz und zog sich Arm um Arm an dem Seil hoch, während seine überkreuzten Füße ihn gegen das Abrutschen sicherten. Die Leine fing allerdings zu schwingen an, sodass er gegen den Felsen schlug.
»Stütz dich mit den Füßen an der Wand ab«, riet Micha. »Versuch auf ihr zu laufen, als wäre es der Boden.«
Max gehorchte. Das Trudeln hörte auf. Allerdings hatten jetzt die Arme kräftiger zu arbeiten, weil der Einsatz der ungeübten Beine nicht genügend Entlastung brachte. Gottlob war das Ziel aber bald erreicht. »Und wenn ich das nicht gebracht hätte?« fragte er vorwurfsvoll. »Germanen aus dem Norden klettern nicht.«
»Dann hätte ich dich wie an Sack Mehl hochziehen müssen«, lachte Micha, wobei er das Seil einholte und in einer Spalte verbarg. »Du hast ja Übung darin.« Er spielte darauf an, dass Max auf diese Weise das Fürstengrab verlassen hatte, das die Jungen letztes Jahr entdeckt hatten. Dann kroch er zu einem Birkengebüsch, das aus dem Felsen wuchs, und ... war auf einmal verschwunden.
Max folgte verblüfft. Als er das Gesträuch erreichte, hielt er ratlos an. Da bewegten sich Zweige und Michas Kopf wurde sichtbar. »Hier hinein! Komm!« Das Gebüsch bildete ein grünes Tor, durch das Max sich drängte. Er gelangte in einen schmalen niedrigen Gang, der nur schwach erhellt wurde. Als sich das Buschwerk hinter ihm schloss, war es völlig dunkel.
»Mir nach!«, raunte es, während eine Hand nach ihm griff. Max folgte gehorsam, fühlte sich aber in der dunklen Enge alles andere als wohl. Endlich gab es einen Halt und eine Flamme loderte auf. »Was sagst du dazu?« Micha hielt stolz eine Teerfackel hoch.
Sie standen in einem hallenartigen Gewölbe, das einem ganzen Stamm von Höhlenmenschen Platz geboten hätte. Max verschlug es die Sprache. Sein Freund hatte nicht übertrieben. Die Entdeckung war einmalig und unbezahlbar. Er verstand jetzt, warum er sich Geheimhaltung hatte zusichern lassen. »Hammer! Gigantisch! Fundamental! Granatenmäßig!«
»Du kannst wieder normal reden. Der Berg filtert alle Geräusche. Es dringt nichts nach draußen.«
»Mannomann! ... Wie kommt so was zustande?« Max ließ seinen Blick bewundernd durch die Höhle wandern.
Micha lachte: »Das Wasser hat das wohl ausgewaschen. Das Gestein ist ziemlich porös.«
»Da hatten die Neandertaler eine prächtige Unterkunft. Aber im Ernst: Meinst du, es bestand ein Zusammenhang mit der Kultstätte am Fuße des Felsens?«
»Vermutlich. Hier wurden wohl die Opfer gefangen gehalten, bevor sie ...« Micha brach ab.
Auch Max wollte das nicht so genau wissen. Er fragte, wie sein Freund die Höhle entdeckt hätte. »Rein zufällig!« erfuhr er. Micha hatte letzten Montag vor dem Wasserfall geangelt, als er bemerkte, wie ein Eich- hörnchen plötzlich hinter dem Strauch verschwand. Er war am nächsten Tag mit einem Seil wiedergekommen und hatte den Sims untersucht. Es war dann nicht schwer gewesen, den Eingang zu finden, weil er wusste, wo er suchen musste.
»Weiß noch jemand von der Entdeckung?«, fragte Max.
»Leider!« Michas Gesicht verdüsterte sich. »Ich bin nur Mitwisser, wie du siehst.« Er deutete auf eine Feuerstelle, neben der Feuerholz und zerknülltes Papier zum Anzünden lagen. »Die Fackeln habe ich auch vorgefunden.«
Es entstand eine nachdenkliche Pause. Micha überspielte das ungute Gefühl, indem er verkündete, dass sie jetzt grillen wollten. Mit dem vorgefundenen Material war es nicht schwer, ein Feuer zu entzünden. Bald brannte es lichterloh. Micha brachte aus seinem Rucksack Würste zum Vorschein, die sie an Holzspießen brieten. »Alles Bio-Fleisch«, erklärte er stolz, »ohne Hormone und Antibiotika ... Das kannst du unbesorgt essen.« Max schaute verblüfft; über so was machte er sich keine Gedanken. »Ich habe allerdings auch Soja-Würstchen mit«, fügte Micha hinzu. »Nein, nein! Alles bestens!«, beschwichtigte Max. In der Schule hatte er gelernt, dass Soja Schweinefutter war. Nach seiner Ansicht sollte das auch so bleiben.
Zu den Würstchen gab es Erdäpfel, also Kartoffeln. Natürlich ebenfalls aus biologischem Anbau, wie Micha versicherte. Sie wurden mit der Schale in der heißen Asche gebraten und dann aufgebrochen. Es war etwas schwierig, die rußige Hülle zu entfernen; aber das Innere duftete herrlich und schmeckte vorzüglich. Die Jungen langten zu, als wäre es ihre Henkersmahlzeit. Und hörten erst auf, als die Vorräte restlos verbraucht waren. Ohne es zu merken, hatte Max sogar die Sojawürstchen mitgegessen.
Sie streckten sich nun auf dem Höhlenboden aus und sahen zu, wie der Widerschein des Feuers auf den Wänden auf und nieder tanzte und gelegentlich einen schwachen Schimmer auf die Decke warf. Max dach- te an die Opfer, die hier hilflos auf den Beginn der Zeremonie gewartet hatten. Schicksalsergeben. Oder hatten sie sich gegen das zugedachte Los gewehrt? Welche Ängste waren ausgestanden, welche Hoffnungen enttäuscht worden? Max verspürte einen Druck auf der Brust, als lade sich seine Seele mit dem Leid der Betroffenen auf.
Und der Schrecken war vielleicht noch nicht zu Ende. Setzten nun Satanisten die Praktiken fort und mordeten weiter, jetzt im Auftrage Satans? In den Zeitungen war von okkulten Handlungen irre geleiteter Jünger die Rede, die auch vor Kannibalismus und Mord nicht zurückschreckten. Warum ließen sie sich mit den Mächten der Finsternis ein? Wollte man die eigene Bedeutungslosigkeit aufwerten? Oder war es die Faszination des Bösen?
Max wagte im Halbdunkel der Höhle, in der eine direkte Verbindung zur Unterwelt zu bestehen schien, den Namen des ›Leibhaftigen‹ nicht laut auszusprechen, wie er sich auch über seine Vorstellungen nicht zu reden getraute. Es war ihm, als könne ein unbedachtes Wort Unheil heraufbeschwören. Er hatte letztes Jahr in der Falkensteinhöhle eine Erscheinung erlebt, für die auch heute noch jede vernünftige Erklärung fehlte. Trotzdem verspürte er das Bedürfnis, etwas von seinen Gedanken loszuwerden, als würde sich dadurch der innere Druck verringern. »Hast du schon darüber nachgedacht, wer die Höhle benutzt?«, fragte er.
»Geht mir gerade durch den Kopf!«, antwortete der. »So was wird vom Vater auf den Sohn vererbt. Denk nur an Ali Baba und seine Schatzhöhle, die er den fünfzig Räubern abspenstig gemacht hatte. Das Geheimnis hat über Jahrhunderte den Wohlstand der Familie gesichert. Das wird hier genauso sein!«
Max nickte. »Und wer, meinst du, nutzt es?«, fragte er und sah seinen Freund erwartungsvoll an.
Micha ging ihm aber nicht auf den Leim: »Ich werde es ebenfalls nicht in den Mund nehmen«, erwiderte er, »auch wenn ich an okkulte Dinge nicht glaube.« Und als Max ihn erstaunt ansah, fügte er lachend hinzu: »Stimmt! ... Ich kann Gedanken lesen.«
Max fiel in das Lachen ein und fühlte, wie er sich entkrampfte. Micha hatte Recht: Man durfte sich solche Sachen nicht einreden. Sonst erging es einem am Ende wie dem kleinen Mann auf der Brücke. Er schüttelte das beklemmende Gefühl ab. »Hier möchte ich nicht gefangen sein!«, äußerte er aber doch. Er fühlte, wie ihm bei dem Gedanken daran ein Schauer über den Rücken lief.
»Das ist alles nur eine Frage der Gewöhnung«, antwortete Micha trocken. »Wenn du in der Höhle erst einige Wochen zugebracht hast und dann noch lebst, wirst du alles ganz kommod finden.«
Max erschien der Spaß zwar etwas makaber; er sagte aber nichts dazu. Zum Glück ahnte er noch nicht, was ihnen bevorstand!

Kapitel 2: Ein rätselhafter Hilferuf

»Da will mich einer gründlich verladen! Tut mir leid! Aber da ist er an den Falschen geraten!« Max legte die Stirn in Falten und schüttelte den blonden Kopf.
Als er nachmittags von den Dittelbachfällen ins Hotel zurückkehrte, war die Familie noch unterwegs. Seine Schwestern Lotte und Karo suchten wohl Mark heim und die Eltern machten einen Ausflug. Bestens! So konnte er in aller Ruhe rumhängen. Normalerweise war das nicht sein Ding. Er powerte lieber durch die Gegend und suchte das Abenteuer. Aber der Trip mit Micha war anstrengend genug gewesen und von dem ungewohnten Klettern taten ihm die Knochen weh. Außerdem wollte er wissen, wie das Buch weiterging, das er gestern angefangen hatte und das an die heutigen Erlebnisse anknüpfte. Es handelte von Jugendlichen, die sich in einer Höhle verirrt hatten und nicht wieder herausfanden. »Verdammt! So ist es mir entschieden lieber!«, rief er, als er sich mit dem Schmöker auf das Bett warf und zu lesen anfing.
Nach einer Weile griff er nach seiner Jacke, die er auf den Stuhl neben sich geworfen hatte, um sich einen Kaugummi herauszuholen. Das hätte er besser nicht getan. Denn es passierte etwas Merkwürdiges: Er be- kam ein zerdrücktes Papier zu fassen, von dem er nicht wusste, wie es hineingelangt war. Verwundert glättete er den Fund und sah einige Worte, die mühsam mit Holzkohle gekritzelt waren. Die Schrift war halb verwischt und schwer lesbar.

Hilfe! Rettet mich!

Bin gefangen! Wo? Weiß nicht! Dota


Der Zettel musste ihm in der Höhle zugesteckt worden sein. Er hatte die Jacke gereinigt in den Urlaub mitgebracht und heute erst angezogen. Vermutlich hatte Micha ihm eine Entführungsgeschichte liefern
wollen, die zu den geführten Gesprächen über die Satanisten und ihre Opfer passte. Er wartete jetzt darauf, dass sich sein Freund aufgeregt meldete, um ihn gehörig auslachen zu können. »Du Nowak fällst auch auf alles rein!«, würde er spöttisch sagen. Den Gefallen wollte er ihm nicht tun. Max beschloss, die Sache einfach zu ignorieren. Er warf den Wisch in den Papierkorb und ergriff das Buch.
Es gelang ihm aber nicht, sich auf den Inhalt zu konzentrieren. Die mysteriöse Nachricht spukte in seinem Kopf herum. War es wirklich ein Scherz? Eigentlich musste Micha Abenteuer nicht erfinden. So was wäre schon eher den Scherzbolden aus der Familie von Denker, seinen umtriebigen Schwestern Lotte und Karo, zuzutrauen, die in Michas Bruder Mark unheilvolle Verstärkung gefunden hatten. Aber die wussten nichts von der Entdeckung. Micha hatte versichert, seinen Bruder nicht eingeweiht zu haben.
Aber, wenn es kein Scherz war, wartete vielleicht wirklich jemand auf Rettung. Vergeblich. Weil derjenige, der den Hilferuf gefunden hatte, ihn nicht ernst nahm. Verdammt, nein! Max sprang auf. Darauf konnte er es nicht ankommen lassen. Er holte den Zettel aus dem Papierkorb und überprüfte ihn nochmals. Nach der Schrift und der beschränkten Wortwahl stammte er von einer ABC-Schützin.
Wie war die Nachricht in seine Tasche gelangt? Sicherlich nicht, solange er die Jacke getragen hatte. Das hätte er gemerkt. Er hatte sie jedoch hinter sich abgelegt, als es am Feuer zu heiß wurde. Nach dem Her- unterbrennen der Flammen war es ziemlich dunkel geworden. Jemand hätte sich also unbemerkt nähern können, als Micha und er sich hingelegt hatten und dösten.
Wieso aber hatte er sie nicht einfach angesprochen, wenn er sich frei bewegen konnte? War eine Person anwesend, die vom Hilferuf nichts wissen sollte? Ein schlimmer Verdacht drängte sich auf: Micha? ... Max schüttelte den Kopf. Unsinn! Das war abwegig. So was traute er seinem Freund nicht zu. Er hätte auch wohl kaum einen Besucher in die Höhle mitgenommen, wenn es was zu verbergen gab.
Also war ein Aufpasser dagewesen, hinter dessen Rücken Dota ihren Hilferuf weitergeleitet hatte. Vielleicht hatte dies auch ein Helfer für sie besorgt, der nicht erkannt werden und keine Rechenschaft ablegen wollte.
Woher aber war er oder sie gekommen? Gab es eine Nebenkammer, die sie noch nicht entdeckt hatten? So genau hatten Micha und er sich ja in der Höhle nicht umgesehen. Oder kam der Hilferuf womöglich von draußen? Von jemand aus dem Umfeld des Mädchens, der selbst nicht helfen konnte und ebenfalls unerkannt bleiben wollte? Vielleicht hatte er die Jungen in die Höhle klettern sehen und war ihnen heimlich gefolgt?
Max sprang auf. Hier halfen Vermutungen nicht weiter. Er musste mit Micha nochmals in die Höhle zurück.